Werkbesprechungen

„COSI FAN TUTTE“ Opera buffa in zwei Akten

Eine Begebenheit in Wiener Adelskreisen soll 1789 Vorbild und Anlass für einen Kompositionsauftrag des Wiener Hofes an Mozart gewesen sein. In das Sujet eingeflossen sind Anregungen aus Ovids Metamorphosen, dem „Orlando furioso“ von Ariost und dem „Don Quijote“ von Cervantes. Der vom Priester zum Frauenkenner gewandelte Lorenzo Da Ponte verfügte für sein maliziöses Sechs-Personen-Spiel aber wohl auch über genügend eigene Kenntnisse des menschlichen Herzens. Sein Libretto geht der im Grunde moralphilosophischen Frage nach, ob der Begriff der „idealen Liebe “ mehr ist als ein bloßer Euphemismus. Die Antwort, die das Stück gibt, dass die Liebesobjekte austauschbar seien, mag bei einem ernsthaften Künstler wie Mozart überraschen. Aber erstens liegt bei der „Cosi“ eine Opera buffa und kein philosophischer Traktat vor. Die „vertauschte Braut“ ist bereits in vielen Komödien Shakespeares ein oft verwendeter Theaterkniff. Zweitens ist der abrupte Wechsel der Liebesobjekte aber durchaus Teil von Mozarts – und übrigens auch Haynds – eigener Biografie: Nicht Constanze, sondern Aloysia Weber galt ja Mozarts ursprüngliche Zuneigung. Mag sein, dass ihn der Stoff aus rein persönlichen Gründen angesprochen hat; Wie er ihn musikalisch gestaltete, geht freilich weit über jede Subjektivität hinaus…

 

Erster Akt

Die beiden Offiziere Ferrando und Guglielmo fordern von ihrem ehemaligen Lehrer Don Alfonso den Beweis für seine Behauptung von der möglichen Untreue ihrer Verlobten Dorabella und Fiordiligi. Die Männer willigen in einen betrügerischen Partnertausch nach Alfonsos Spielregeln ein. Dieser fingiert als erstes den sofortigen Abzug der beiden Soldaten aufs Schlachtfeld. Ihre eben noch im Vorgefühl der baldigen Hochzeit schwelgenden Bräute sind am Boden zerstört. Neben dem Schaden haben sie aber auch noch den Spott ihrer Zofe Despina, die meint, dass man sich die Wartezeit eben mit Amüsement verkürzen solle. Die Gelegenheit dazu bietet sich gleich, als nämlich Ferrando und Guglielmo in neuer Gestalt albanischer Verehrer zurückkehren und die Braut des jeweils anderen mit schmachtenden Liebesschwüren bedrängen. Die ehrenhaften Damen sind selbstverständlich sehr entrüstet. Ihre stoische Haltung gerät jedoch ins Wanken, als sich die Verehrer vor ihren Augen zum Schein vergiften. Zum Glück erscheint Despina als Arzt und kuriert die Scheintoten mit ihrem „Magnetisierstab“. Den geschockten Schwestern fällt ein Stein vom Herzen, den begehrten Kuss zur rascheren Genesung verweigern sie aber doch. Don Alfonso und Despina lachen sich ob der beginnenden Verstrickungen ins Fäustchen.

 

Zweiter Akt

Despina klärt die Schwestern über die „wahre“ Natur der Liebe auf: Man solle „Feigen und Äpfel“ verzehren, wo sie sich anbieten. Dorabella und Fiordiligi reagieren auf diesen unmoralischen Wink pikiert. Nach einigem Hin und Her vereinbaren sie dann aber doch, die neuen Verehrer solange zum Zeitvertreib zu nützen bis die alten Verlobten zurückkehren. Auf einem von Don Alfonso inszenierten Gartenfest kommen sich die neuen Paare näher. Dorabella und Guglielmo werden als Erste einig, Fiordiligi weist Ferrandos Annäherungsversuche noch zurück. Doch kurz danach fällt auch ihre Bastion. Beide Verehrer sind von der bewiesen Untreue ihrer Liebsten schwer getroffen. Don Alfonso nimmt die Frauen jedoch in Schutz: „So machen’s alle!“. Despina erscheint als Notar mit den Ehekontrakten. Kaum sind diese unterzeichnet, kündigt Don Alfonso auch schon die Rückkehr der echten Verlobten an. Diese eilen, nachdem die Albaner eilig ins Nebenzimmer verwiesen wurden, von der anderen Seite scheinbar ahnungslos herbei. Als der ganze Schwindel auffliegt, kommt man etwas gezwungen zur gemeinsamen Übereinkunft, die Wechselfälle des Lebens künftig mit mehr Vernunft hinzunehmen. Diese Desillusionierung im Dienste der Auklärung wirkt wie die eigentliche Abgangsbescheinigung der Paare von der „Schule der Liebenden“.