Ich lese gerne. Allerdings wurde mir dieses Erbe meines Vaters, der Germanist ist, erst nach der Lektüre von „Narziss und Goldmund“ als Jugendlicher bewusst. Was ich damals noch nicht wusste: Ich schreibe auch gerne. Erst während meiner Salzburger Studienzeit ab 2000 war es ein willkommenes – und notwendiges – Zubrot, dass ich für die Salzburger Volkszeitung und die Salzburger Nachrichten Konzertkritiken verfasst habe. Auch während meiner Tätigkeit für den ORF Salzburg lag ein Schwerpunkt auf dem Verfassen von Konzertinformationen, Sendungsankündigungen und Moderationstexten.

Gerade was die unsichtbaren musikalischen Phänomene betrifft, ist es ja eine spezielle Herausforderung, greifbare Formulierungen zu finden. Gerade das hat mir aber für meine Dissertation über die „Phänomenologie des musikalischen Gestaltens“  enorm viel genützt. Seit 2015 verfasse ich Programmhefttexte für die Abonnementkonzertreihe der Bad Reichenhaller Philharmoniker. Auf knappem Raum ist hier ein Werk so zu umreißen, dass ein Leser Lust auf die musikalische Begegnung im Konzert bekommt. Zwei Dinge muss man dabei in Waage halten: den „seriösen“ Anspruch der Texte, was historische Fakten und musikwissenschaftliche Terminologie betrifft und die Zugänglichkeit von Formulierungen und Bildern für nicht speziell musikalisch geschulte Leser.

Wissenschaftliche Texte benötigen eine besondere Arbeitstechnik. Sie setzen ein gewisses deduktives Denken voraus, das den Gesetzen der Logik entspricht und der Forderung nach Nachprüfbarkeit und Objektivität genügt. Zugleich sollen Gedankengänge so deutlich formuliert werden, dass sie schnell und plausibel nachvollzogen werden können. Mir kommt vor, dass „weniger“ oft „mehr“ ist. Gerade in komplexen wissenschaftlichen Thematiken braucht es die Fähigkeit, Sachverhalte sprachlich auf den Punkt zu bringen. Möglicherweise macht das den Autor angreifbarer, zugleich werden seine Texte dadurch aber prägnanter und seine Ansichten prononcierter. Knappheit und Deutlichkeit betreffen auch den heiklen Punkt des textlichen Aufbaus: Wie gliedere ich Texte so, dass der Leser die Kernaussage herausfiltern kann? Im Redigieren von Fremdtexten habe ich besondere Erfahrungen mit Texten von Personen gemacht, die nicht in ihrer Muttersprache publizieren. Hier ist ein großes Einfühlungsvermögen gefordert, um hinter so manchen ungeschickten Formulierungen den ursprünglichen Gedanken aufzuspüren und besser zu fassen.