Konzert für Percussion und Orchester „Geheimnis der Bäume“ (Uraufführung)

…David Panzl herzlich gewidmet“

1.Die Ulme
2.Wurzeln – Stamm – Blätterkrone
3.Die Fichte

Ingrid Floss: Malerin, Kursleiterin an der Malakademie Bad Reichenhall. Ihr Urgroßvater Florenz Werner war Dirigent der Philharmonie, die damals noch Pfalzorchester hieß.

Das neue Schlagwerkkonzert von Enjott („Norbert Jürgen“) Schneider spiegelt die langjährige und tiefe Verbundenheit des Künstlers mit der Welt der Bäume wieder. Schneider erkennt in Bäumen mehr als nur große Gewächse; Er spricht vom „Wunder Baum“, von ihren heilenden Kräften und der Verbindung zwischen Himmel und Erde, die sich in Bäumen materialisiere. Für sein neues Werk hat Schneider unter Hinweis auf Peter Wohllebens Buch „Das geheime Leben der Bäume“ drei wesentliche Themen ausgewählt. Der erste Satz nimmt Bezug auf die „Ulme“. Dieser riesenhafte Baum – ein Prachtexemplar von 43 Metern Höhe steht übrigens auf St. Bartolomäe am Königssee – ist für Enjott Schneider ein „Mutmacher“. Ulmen verleihen Sicherheit, Lebenskraft und Zuversicht. Entsprechend geschätzt ist der Baum seit jeher in der Bachblütentherapie und der Hildegard-Medizin. Im zweiten Satz zeigt sich Schneider von drei anderen Dingen fasziniert: davon, dass die Wurzelfasern der Bäume wie „Kommunikationsleitungen“ agieren; davon, dass der Stamm das Prinzip der Schwerkraft umkehre, indem er Wasser aufwärts transportiert; und davon, dass die Blätter der Krone durch Photosynthese Sauerstoff freisetzen. Diese mysteriösen Fähigkeiten verleihen den Bäumen eine exponierte Bedeutung im Ökosystem. Es geht um nichts weniger als um die Voraussetzungen allen Lebens. Darauf bezieht sich auch der dritte, der „Fichte“ gewidmete Satz. Seit alters her wird dieser Nadelbaum als „Wächter über das Mysterium des Lebens“ gesehen und es verwundert in diesem Zusammenhang nicht, dass das älteste Lebewesen auf Erden eine knapp 10000 (!) Jahre alte schwedische Fichte ist…

Als vielbeschäftigter Filmmusikkomponist mit eigener Professur in München weiß Enjott Schneider über musikalische Cinemascope-Wirkungen bestens Bescheid. Auch die Orgelerfahrungen des ehemaligen Kirchenmusikers mögen sich in seinem breit aufgefächerten Orchesterklang niederschlagen. Das Schlagwerkkonzert geht über filmische Illustrationstechniken aber insofern hinaus, als Schneider hier das Material „Holz“ selbst zum Klingen bringen wollte. Das Solo-Schlagzeug verwendet „Holzklänge“ von Marimbaphon, Woodblocks, Schwirrholz bis hin zu selbstgebauten Holzklingern. Das „Waterphone“ – eine Mischung zwischen Schlag- und Streichinstrument – erzeugt Klänge wie in einem Urwald. Dass im Orchester ebenfalls viel „col legno“ („mit Holz“) gespielt, passt perfekt in Schneiders kompositorisches Konzept.

Abgesehen von der Spannung, mit der dieses neue Werk eines der meistgespielten deutschen Komponisten der Gegenwart erwartet wird, ist an dieser Uraufführung weiters bemerkenswert, dass den Filmmusikkomponisten Enjott Schneider auch im knapp 25-minütigen „Geheimnis der Bäume“ die Welt der Bilder nicht losließ: Unter Anleitung von Ingrid Floss hatten sich nämlich Teilnehmer der Bad Reichenhaller Kunstakademie an seiner Musik zu „Baum-Bildern“, die seit gestern, 22. Juni, in der Städtischen Galerie Bad Reichenhall zu betrachten sind. Musik wird sichtbar!