Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 in Es-Dur op. 6

  1. Allegro maestoso
  2. Andante cantabile
  3. Finale: Allegro

 

Zwar ist belegt, dass der 1782 in Genua geborene Niccolò Paganini bereits als Kind Geigenunterricht bei seinem strengen Vater Antonio erhalten hat, doch scheint es, dass der Schüler die neuen technischen Möglichkeiten des Geigenspiels eher autodidaktisch erkundete. Dass sich Paganini in jungen Jahren neben dem Geigen- und Gitarrespiel auch dem Glücksspiel zuwandte, erwies sich für seine finanzielle Lage als wenig zuträglich. Vielleicht war auch die pekuniäre Not Anlass dafür, dass der Musiker weitreichende, kräftezehrende Konzertreisen durch ganz Europa unternommen hat.

Seine virtuose Violintechnik fand ihren ersten Niederschlag und Höhepunkt in den berühmten 24 Capricci für Violine solo op. 1. Schon dort findet man etwa die Skordatur, also die Umstimmung der Seiten nach Bedarf, neue Stricharten und auch Paganinis Spezialität, die rasche Mischung zwischen gestrichenen und gezupften Tönen. Derartige geigerische Versatzstücke zieren auch sein 1817 entstandenes erstes Violinkonzert. So ist darin die Geige um einen Halbton höher gestimmt, damit auch in der Haupttonart Es-Dur leere Saiten verwendet werden können. Pizzicati mit der linken Hand, zweistimmige Passagen, Spiel in höchsten Lagen bzw. auf der tiefsten Saite allein, und Melodien, die nur aus Obertonflagoletts bestehen, vervollständigen die Liste geigerischer Kunstgriffe. Das Orchester ist mit Blechbläsern und Schlagwerk recht groß besetzt. Die Musik gibt sich insgesamt eher unbeschwert.

Musikalische Virtuosität entsteht aus dem Zusammenfluss von Naturbegabung und Übedisziplin. Diese Zutaten verbanden sich bei Pagagini noch mit einem dämonischen Äußeren. Der bleiche, hagere Musiker spielte die Geige wie keiner vor ihm. Er brachte Unbegreifliches, Unerhörtes auf seinem Instrument zu Wege und  stand bald im Ruf, ein „Teufelsgeiger“ zu sein. Im wirklichen Leben war der „Teufelsgeiger“ aber ein privat und gesundheitlich schwer geprüfter Mensch. Lebenslang von Krankheiten bzw. deren falscher Behandlung geplagt, starb Paganini 1840 auf einer Kur in Nizza.