Konzert für zwei Violinen und Orchester h-Moll op. 88

1. Satz Allegro
2. Satz Andantino
3. Satz Finale. Rondo Allegretto

Der angeblich beinahe zwei Meter große Louis Spohr war auch als Geigenvirtuose, Gesangspädagoge (!), Komponist, Dirigent und Musikmanager eine überragende Gestalt im Musikleben seiner Zeit. Er bekleidete zahlreiche Konzertmeisterstellen in ganz Europa, so unter anderem ab 1813 am Theater an der Wien, wo sich Kontakte zu Ludwig van Beethoven ergaben. Als Dirigent führte Spohr die Neuerung eines Taktstocks ein, womit es ihm erstmals möglich war, den Takt geräuschlos anzugeben. Wer könnte sich das heutzutage noch anders vorstellen?

Als Komponist wirkte Spohr besonders in zwei Genres nachhaltig: der frühromantischen Oper und dem Violinkonzert. Sein Konzert für zwei Violinen ist allerdings auch auf diesem Feld eine Besonderheit: nicht nur aufgrund der Wahl von gleich zwei Soloinstrumenten – das gab es im Barock auch schon, man denke nur an Bach und Vivaldi -, sondern wegen der für Streichinstrumente nicht nur ungewöhnlichen, sondern geradezu „fiesen“ Tonart b-Moll. Davon unbeeindruckt beginnen die beiden Soli nach kurzer Orchestereinleitung in parallelen Terzen zu spielen und ihre Bewegung triolisch fortzuspinnen. Im Dur-Seitengedanken dialogisiert ein kantables Thema mit kapriziösen Einwürfen der jeweils anderen Stimme. Die Schlussgruppe lässt in ihren Oktavsprüngen Spohrs virtuose Violintechnik aufblitzen. Das zart schwingende Andantino in Ges-Dur beginnen beide Soli in einem vierstimmigen (!) Satz. Ein kontrastierender Abschnitt, in dem die Solostimmen abwechselnd weite Akkordzerlegungen zu bewältigen haben, führt uns nach es-Moll. Die Wiederkehr des ersten Themas beschließt diesen aparten Mittelsatz. Das klassische Finale bildet dann ein Rondo über ein etwas „gedrechselt“ wirkendes Hauptthema. Die Tonleiterfiguren der Schlusssteigerung führen uns endlich und endgültig nach Dur.