Ouvertüre zur Oper „Le donne curiose“

Humanismus und Renaissance, die Wurzeln neuzeitlicher Kunst, nahmen ihren Ausgangspunkt in Italien. Vielleicht ist das der Grund, warum Italien in den Augen vieler Musiker und Musikliebhaber als das „Ursprungsland“ der Musik gilt. Oper und Kirchenmusik einerseits sowie eine sprichwörtliche musikalische Volkskultur schufen jedenfalls die Grundlagen dafür, dass die europäische Musik über Jahrhunderte „italienisch“ sprach. Das vierte Abonnementkonzert blickt sowohl von außen als auch von innen auf diese italienische Musik in ihren verschiedenen Ausprägungen. Hierbei ist insbesondere der Blick von Deutschland aus maßgeblich.

Ermanno Wolf-Ferrari scheint eine Personifikation dieser deutsch-italienischen Musikkultur zu sein. Als Hermann Friedrich Wolf 1876 in Venedig geboren studierte der mehrfach Begabte zuerst noch Malerei in Rom, bevor er zu einem Musikstudium an die Akademie der Tonkunst nach München wechselte. Ohne Abschluss kehrte Wolf-Ferrari 1895 jedoch nach Venedig zurück und machte die Bekanntschaft des Komponisten und Librettisten Arrigo Boito. Noch führte ihn diese Begegnung aber nicht zu seinem eigentlichen Aufgabengebiet, der Wiederbelebung der Opera Buffa im Geiste Rossinis. Auch mit den Instrumentalwerken in der deutschromantischen Tradition, die er ab 1900 wieder in München schrieb, konnte sich Wolf-Ferrari noch nicht durchsetzen. Erst mit seinem Opernerstling „Le donne curiose“ (1903) nach Goldoni gelang es ihm schließlich, den Bann zu brechen. Heiteres Parlando und kunstvoll gebaute Ensembles wurden zu Wolf-Ferraris Markenzeichen.

Bewusst knüpfte Wolf-Ferrari mit seinen „neugierigen Frauen“ an die lange Tradition der italienischen Opera buffa an. Eine inhaltliche Nähe ergab sich zu Verdis Oper „Falstaff“ Hier wie dort wird ein heiterer Streit zwischen männlichen und weiblichen Verhaltensmustern inszeniert. Vier Frauen misstrauen der angeblichen Verworfenheit ihrer Männer. Diese haben sich ihrerseits zu einem latent frauenfeindlichen Bund zusammengeschlossen. Alle Befürchtungen, wonach die Männer dort hinter verschlossenen Türen Geld verspielten, Gold herstellten, den Stein der Weisen suchten oder sich mit anderen Frauenzimmern vergnügten, zerstreuen sich allerdings im Wind. Während die Männer in ihrem Lokal nur ein harmloses Mahl halten, stehen die gewaltsam einbrechenden Frauen am Ende wie begossene Pudel da. Die Ouvertüre zu diesen heiteren Verwicklungen bringt eine geniale, spritzige und lebhafte Einstimmung.