Sinfonie in G-Dur

Allegretto – Andante – Menuet et Trio – Final

Jean Francaix vertrat im musikalischen Frankreich des zwanzigsten Jahrhunderts eine eigenständige künstlerische Position. Während tonangebende Kollegen wie Pierre Boulez eine enorm komplexe Musik schrieben, sollte die Musik des 1912 in Le Mans geborenen Francaix Vergnügen bereiten – „musique pour faire plaisir“. Freilich nicht auf simple Art und Weise, sondern mit all jenen Kunstfertigkeiten versehen, die einen kreativen Kopf wie Francaix ausmachten. Eine große musikalische Liebe galt Joseph Haydn. Wie Haydn verstand es auch Francaix, mit musikalischer Kunstfertigkeit zu unterhalten, ohne banal zu wirken. Eine besondere Frucht dieser Haydnliebe ist – laut Francaix’ Verlagslektor Klaus Rainer Schöll – die 1953 entstandene „Sinfonie in G“, gewissermaßen ein Pendant zu Prokoffiews „Symphonie classique“. Gleich das erste Thema in den Streichern, das zusehends in Bläsersoli überleitet, hat einen heiter-klassischen Unterton. Freilich mischt sich in diese klare Luft auch das dezente Parfum raffinierter Streichermelodien. Den zweiten Satz durchzieht der wehmütige Klang der Oboe über dem Wogen der Begleitinstrumente. Das folgende Menuett beherrscht ein vorsichtig „beschwipster“ Charakter. Das Trio klingt mit seinen überraschenden Glissandi charmant und sehnsüchtig. Noch stärker ausgeprägt als im Tanzsatz ist das Springen und Hüpfen im Finale. Die Thematik gebärdet sich erstaunlich kapriziös – wie ein neugieriger junger Mann, der auf der Suche nach Bekanntschaft erwartungsvoll die Strandpromenade der Cote d’Azur entlangstreift und mal nach links und mal nach rechts grüßt. Irgendein wichtiger Anlass zieht ihn am Ende aber schleunig aus dem Verkehr oder hat er seine Angebetete doch noch zwischen den Rosenhecken erspäht? Eine funkelnde Stretta beschließt das vergnügliche Werk mit Pauken und Trompeten.