Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 in c-Moll op. 37

Allegro con brio
Largo
Rondo: Allegro

In die Entstehungszeit von Beethovens drittem Klavierkonzert zwischen 1800 und 1803 fiel auch Beethovens Erkenntnis seiner zunehmenden Ertaubung. Beethovens pathologische Entwicklung kulminierte 1802 im Heiligenstädter Testament, in dem er auch Selbstmord in Betracht zog. Einzig die Musik gab seinem Leben Fortbestand und Sinn. Trotzdem ist das Klavierkonzert kein larmoyantes Rührstück. Immer wieder lichtet Beethoven die Stimmung auf – Lebensfreude, Zuversicht, sogar Humor schlagen sich Bahn. Der erste Satz bezieht seinen Impetus aus dem markant zerlegten Dreiklang der Haupttonart. Das Verhältnis zwischen Solo und Orchester ist insgesamt um Ausgleich und Dialog bemüht – zwei gleichrangige Partner im Dienste von Aussage und Stringenz. Nach einem Tutti überlässt das Orchester gegen Satzende hin dem Solisten in der Kadenz die Bühne allein. Auch den zweiten Satz beginnt der Solist ohne Orchesterbegleitung. Das entrückte Thema im entfernten E-Dur setzt mit seiner getragenen Akkordfolge auch tonartlich einen scharfen Kontrast zum ersten Satz. Beinahe irreal wirkt diese Musik, eher ein Wunschtraum oder eine ferne Erinnerung als ein wirkliches Erlebnis. Dem letzten Satz wohnt eine feurige rhythmische „Widerborstigkeit“ inne, die sich im Verlauf in mehreren Energieausbrüchen entlädt. Das anfängliche Rondothema mit seinem betonten Auftakt und den drei Tonwiederholungen im Staccato kehrt mehrmals wieder, stets unterbrochen von kontrastierenden Abschnitten: einer brillanten Solopassage mit Läufen und Trillern, einer gemütvollen Klarinettenmelodie, einem trotzigen Fugato und einem heiter-rasanten Ausklang im 6/8-Takt. Erst dieser ausgelassene Schlussteil gibt dem Konzert seine endgültige Wendung vom Moll des Beginns zum abschließenden C-Dur.

Das dritte Klavierkonzert wurde im Theater an der Wien am 5. April 1803 – gemeinsam mit der 2. Sinfonie und dem Oratorium „Christus am Ölberge“ – uraufgeführt. Da keine Zeit mehr blieb, um den Klavierpart auszunotieren, spielte der Komponist aus schleunig hingeschriebenen Gedächtnisstützen. Ignaz von Seyfried, den Beethoven zum Umblättern aufgefordert hatte, traten nicht wenige Schweißperlen auf die Stirn: „(…) Während der Production jedoch konnte der damals noch so lebenslustige, für jeden harmlosen Scherz und unschuldige Neckerei immerdar gestimmte Meister sich die Lust nicht versagen, mich recht in die Enge zu treiben und das verabredete Signal so lange als möglich, meistens bis zum letzten Entscheidungsmoment hinauszuschieben.“ Mag sein, dass diese zusätzliche Schwierigkeit die Aufführung des Werkes beeinträchtigte, die Kritik und das Publikum nahmen es jedenfalls geteilt auf. Erst Beethovens Schüler Ferdinand Ries verhalf dem Konzert mit einer ausgefeilten Interpretation im Folgejahr zu einem durchschlagenden Erfolg.