Konzert für Violine und Orchester in e-Moll op. 64

1. Satz Allegro molto appassionato
2. Satz Andante
3. Satz Allegro molto vivace

 

Das Violinkonzert von Mendelssohn ist eines der ersten eigenständigen Werke von Rang nach der Entstehung von Beethovens überragendem Vorbild. Mendelssohn wusste darin seine ganze melodische Erfindungskraft auszuspielen und für seinen Freund Ferdinand David 1844 ein geigerisch effektvolles Konzertwerk zu schreiben. Formal es gleich mehrfach vom klassischen Aufbau ab. So setzt den Beginn das Soloinstrument zuerst anstelle der sonst üblichen Orchestereinleitung mit. Das kantable Hauptthema ist ein Inbegriff geigerischer Melodieerfindung, der Seitensatz ist mit seinen Seufzer-Vorhalten aber nicht minder expressiv. Die Violine führt den Erzählfluss an und hält die Bewegung ständig aufrecht. Am Ende der ausnahmsweise in der Mitte des ersten Satzes stehenden Solokadenz schwingt sie sich auf Akkordzerlegungen in Sechzehntel ein, die dem folgenden Hauptthema im Orchester als Unterlage und Motor für die Schlussbeschleunigung dienen. Ein einzeln liegenbleibendes Fagott bildet die Brücke zum zweiten Satz. Im langsam schwingenden 6/8-Takt lässt der Komponist das Soloinstrument erneut breit aussingen. Die Überleitung zum Schlusssatz ist mit einem kurzen Abschnitt in Moll gestaltet, der den Eintritt des Finales in frischem E-Dur umso genialer vorbereitet. Die Violine wechselt hier zu einem „Scherzando-Spiel“ mit vielen Springbogentechniken und gleichsam „hüpfenden“ Tonfolgen. Nach viel Sentiment kommt nun auch das virtuose Element zu seinem Recht. Das Orchester hält mit zum Teil marschartigen Themen gegen die schnellen Läufe des Soloinstruments. So schaukelt sich das Wechselspiel bis zum rasanten Schluss auf. Das Werk wurde unter Mendelssohns eigener Leitung 1845 in Leipzig uraufgeführt.