„Mozart auf zwei Flügeln“

Maria Anna Mozart (geb. 1751-1828), genannt „Nannerl“, war Wolfgang Amadeus hochbegabte ältere Schwester. Die beiden pianistischen Wunderkinder traten in jungen Jahren als Klavierduo auf. Gleichwohl schaffte Maria Anna den Sprung zur eigenständigen Künstlerin nicht in der gleichen Weise wie ihr Bruder. Dabei mag mitspielen, dass ihrem Vater Leopold bei ihr gelang, woran er bei Wolfgang scheiterte: Die Heirat mit einem geliebten Menschen – dem Kammerherrn Franz Armand d’Ippold – zu verhindern und eine Ehe mit einem ihm genehmen Partner – dem 15 Jahre älteren Witwer Johann Baptist von Sonnenburg – durchzusetzen. Maria Anna stellte ihre eigene Karriere hintan und wirkte erst nach dem Tod ihres Mannes 1801 wieder als hochgeschätzte Klavierlehrerin in Salzburg.

Für sich und seine Schwester schrieb Mozart zahlreiche Werke, nicht nur Sonaten für Klavier zu vier Händen oder für zwei Klaviere, sondern auch das Klavierkonzert in Es-Dur KV 365. Es entstand vermutlich zu Beginn des Jahres 1779. Mozart traute sich, den Klavierpart recht anspruchsvoll zu gestalten, wusste er doch um die pianistischen Möglichkeiten seiner Schwester Bescheid. Sicher wollte er mit dem Werk nach der enttäuschenden Paris-Reise des Jahres 1778 den Geschwistern eine Möglichkeit schaffen, musikalisch zu glänzen und zu strahlen. Der zweite Satz berührt mit einem besonders zu Herzen gehenden innigen Tonfall.

Direkt auf Mozart Bezug nahm der französische Komponist und Pianist Francis Poulenc (1899-1963) in seinem „Konzert für zwei Klaviere und Orchester“ aus dem Jahre 1932. Der Neoklassizist Poulenc war ein großer Bewunderer Mozarts. Wie Mozart vereinigte auch er in sich Verspieltes und Ernstes, Übermut und Tiefe. Sein Doppelkonzert verstand der Komponist als „Hommage an Mozart“ und als „poetisches Spiel mit Mozarts Portrait“. Nicht nur greift das „Larghetto“ eine häufige Satzbezeichnung Mozarts auf, es verweist auch unmittelbar auf die „Romanze“ in Mozarts Klavierkonzert KV 466. Auch dort beginnt das Klavier den Satz unbegleitet mit einem tief empfundenen lyrischen Thema. Die Instrumentation ist mit zahlreichen Schlagzeugeffekten gewürzt. Poulencs Konzert gilt zusammen mit Mozarts Doppelkonzert als ein Standardwerk für diese Besetzung.

Zur Seite gestellt sind diesen beiden „thematischen“ Klavierwerken zwei dreisätzige Sinfonien, deren Form auf die „italienische Ouvertüre“ zurückgeht. Die vermutlich 1773 geschriebene Sinfonie in Es-Dur KV 184 wurde mit Mozarts Einverständnis auch tatsächlich als Einleitung zu einem heute vergessenen Schauspiel gespielt. Die mit vier Hörnern, Trompeten und Pauken groß besetzte Sinfonie in G-Dur KV 318 entstand im gleichen Jahr wie das erwähnte Doppelkonzert KV 365. Mozarts Werk ist unerschöpflich. Es leuchtet tief ins Menschliche hinein und weit darüber hinaus.