Ouvertüre zur Oper „L’anima del filosofo“

Joseph Haydn hat in London erstmals jene uneingeschränkte internationale Zustimmung und Bewunderung genossen, die ihm in seinen beengten Verhältnissen als Kapellmeister am abseits gelegenen Hof der Esterhazys vorenthalten blieb. Der Konzertunternehmer Johann Peter Salomon hatte Haydn 1790 unter Zusage lukrativer Konzertangebote erstmals zu einem mehrmonatigen Aufenthalt in England veranlassen können. Dort trat der Komponist in regen Kontakt mit aristokratischen Musikfreunden bis hin zu King George III. Auf diesen Monarchen geht auch Haydns Oper „L’anima del filosofo“ zurück, deren geplante Aufführung am Kings Theatre dann allerdings doch nicht stattfand. Hinter dem kryptischen Titel verbirgt sich der bekannte Mythos von Orpheus und Eurydike. Die Geschichte wird hier insofern radikalisiert, als am Ende auch Orpheus den Tod findet. Die Düsterkeit der über weite Strecken im Hades angesiedelten Handlung schlägt sich im Moll-geprägten Beginn der Ouvertüre wieder. Die gezackten rhythmischen Motive lassen weiters an flackernde Schatten oder Flammen denken. Unvermittelt schlägt die Musik im Hauptsatz allerdings in ein optimistisches, fast ausgelassenes Presto um, das den tragischen Ausgang der Oper nicht vorwegnimmt.