Werkbesprechungen

Romantische Ouvertüre für großes Orchester op. 16

Zu Beginn seiner Laufbahn als Komponist schrieb Thuille eine Oper über ein Libretto von Alexander Ritter, benannt nach dem gleichnamigen mittelalterlichen Versepos „Theuerdank“. Ritter, der just zur Entstehungszeit des Werkes 1896 verstarb, hat übrigens auch Richard Strauss zu dessen Tondichtung „Tod und Verklärung“ angeregt. Die Oper wurde rasch vergessen, Thuille koppelte daraus aber die Ouvertüre aus und stellte ihr eine der Opernhandlung nachempfundene „Romanze“ seines Schülers Fritz Neff voran. Dieses vierstrophige Gedicht vereinigt auf engstem Raum manche der bekanntesten romantischen Clichés: den „Ritter“ mit „Mähre“ und „Lockenhaupt “, die „blaue Blume“, das „Horn“ und den „Dorn“, den „bösen Feind“ und die „schönste Frau“ – eine sublime Art von Ritterverklärung, die mit der harten Wirklichkeit wohl wenig zu tun hatte.

Solche Stoffe waren im Gefolge Richard Wagners aber auch noch um die Jahrhundertwende sehr en vogue, Thuille – und, wie wir bereits im dritten Abokonzert gesehen haben, auch Kollegen wie Pfitzner – griffen diesen Zeitgeist noch willig auf. „Feurig, doch nicht zu rasch“ beginnt das glänzend orchestrierte Stück mit punktierten Rhythmen und Triolen, die wir in dieser Kombination auch in Stücken wie Straussens „Don Juan“ finden. Bei „Sehr ruhig“ hält die Musik plötzlich inne – hier wird der Held wohl dem Bild der „schönsten Frau“ begegnet sein, das ihn zu neuer Leidenschaft entzündet und zu weiteren Abenteuern davontreibt.