Sinfonie Nr. 93 D-Dur Hob.I/93

1. Satz Adagio-Allegro assai
2. Satz Largo cantabile
3. Satz Menuetto Allegro – Trio
4. Satz Presto ma non troppo

 

Eines zumindest hat die Weimarer mit der Wiener Klassik gemein: die Verbindungen zwischen ihren jeweiligen Proponenten gingen über rein künstlerische Belange weit hinaus. Die „Sternenfreunde“ Schiller und Goethe verkehrten auch privat, Haydn, Mozart und Beethoven waren persönlich ebenfalls vielfach verknüpft. Die verbindende Gestalt des Wiener Kreises – und wohl auch die menschlich verbindlichste – war Joseph Haydn. Mozart sprach von ihm gern als „Papa“, Beethoven kam nach Wien, um Haydns Schüler zu werden. Musikalisch verdanken die beiden dem Altmeister Enormes. Haydn hat in seiner in sich selbst ruhenden Art gerade auf dem Feld der Sinfonie jenen Boden bereitet, auf dem die Jüngeren fortschreiten konnten. Die Sinfonie Nr. 93 entstand 1791 – in Mozarts Todesjahr – für Haydns erste Londoner Reise. Zum Stand der damaligen Entwicklung gehörte mittlerweile eine eigenständige langsame Einleitung, die das daran anschließende Allegro im ¾-Takt vorbereiten sollte. Der Hauptsatz gibt sich tanzartig und springlebendig. In der Durchführung werden entfernte Tonarten wie C-Dur und Fis-Dur gestreift, ein erprobtes Verfahren, um harmonische Spannung zu erzeugen. Der zweite Satz, ein duftiges Larghetto, beginnt mit der Besonderheit eines solistischen Streichquartetts. Der punktierte Rhythmus des Hauptthemas wird in der Folge von recht vehement klingenden Triolen des ganzen Orchesters kontrastiert. Schließlich legen sich beide Elemente übereinander. Rhythmisch gesehen klingt das folgende Menuett recht ausgelassen, trotzdem kann man es nicht als nur harmlosen Tanzsatz verstehen – dafür verwendet Haydn einfach zu viel Chromatik. Das Trio überrascht mit einem Fanfarenmotiv, in dem die Triolen aus dem Mittelsatz anklingen. Das Finale ist ein prominenter Vertreter von Haydns geistreichen Presto-Sätze, die zwischen „Kehraus“ und „Perpetuum mobile“ changieren. Das auftaktige Thema in klassischer Perioden-Form wird sofort imitatorisch verwendet. Im Verlauf des Satzes zeigt sich, dass der Auftakt aus zwei kurzen Achteln Haydns besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben muss: Immer wieder und immer konzentrierter kommt er zum Einsatz und beherrscht über weite Strecken das Geschehen ganz.

Insgesamt ist das Werk ein köstliches Stück Musik, in dem sich Kunstfertigkeit und Eingängigkeit die Waage halten – klassische Ausgewogenheit in typisch Haydnscher Manier.