Vier Tanzepisoden aus „Rodeo“

Buckaroo Holiday
Corral Nocturne
Saturday Night Waltz
Hoe Down

Gershwins Oper „Porgy and Bess“ hatte erstmals ein ausschließlich amerikanisches Sujet auf die Bühne gebracht. Deren Erfolg wurde zur Initialzündung für andere Komponisten, die sich ebenfalls amerikanischen Stoffen zuwenden wollten. So auch Aaron Copland: Nach dem Erfolg seines Cowboy-Ballets „Billy the Kid“ bestellte die Choreographin Agnes de Mill bei ihm gleich ein weiteres Stück dieser Art für das Ballet russe von Monte Carlo. Zunächst unwillig, ein zweites Western-Ballet zu schreiben, nahm Copland 1942 den Auftrag schließlich doch an.

„Rodeo“ erzählt die Geschichte eines burschikosen Cowgirls, das erst am Ende des Stücks seine weibliche Seite entdeckt und den Richtigen trifft. Die Uraufführung fand am 16. Oktober 1942 in der Metropolitan Opera statt. Vier Teile daraus arrangierte der Komponist zu einer symphonischen Suite, die sich im Aufbau an eine Sinfonie anlehnt. Am Anfang des einleitenden „Buckaroo Holiday“ stehen aufrüttelnde Blechbläserfanfaren. Den mitreißenden Satz heizen auch typisch „amerikanische“ Rhythmen an. Das Cowgirl sucht darin vergeblich, die Aufmerksamkeit ihres Angebetenen Head Wrangler zu erringen. Ihr Lied „If He’d Be Buckaroo“ wird vom Orchester im Kanon aufgegriffen. Das folgende lyrische „Corral Nocturne“ bringt den Liebeskummer des Cowgirls zum Ausdruck. Während des „Saturday Night Waltz“ über das Lied „I Ride on Old Paint“ finden die Cowboys mit ihren Mädchen zusammen und verlassen gemeinsam den Schauplatz. Nur das Cowgirl bleibt alleine zurück. Da betritt der Cowboy Champion Roper die Szene. Im stürmischen „Hoe-Down“ finden er und das Cowgirl zu einander. Dieser vitale Schlusssatz ist über das Volkslied „Bonaparte’s Retreat“ aufgebaut. Weitere Volkslieder, die von Soloinstrumenten eingeführt werden, belegen Coplands Verfahren, mit Folkoremelodien Westernatmosphäre zu erzeugen. Diesem stilistischen Zugang ist das starke musikalische Lokalkolorit von Coplands „Rodeo“ geschuldet, das deutlich und eindringlich amerikanisches Nationalgefühl zum Ausdruck bringt.