Konzert für Klavier und Orchester in a-Moll op. 16

Allegro molto moderato
Adagio
Allegro moderato molto e marcato

Das ferne Rom sollte Geburtshelferin werden für Griegs einziges Klavierkonzert – Rom, das dem nordischen Lebensgefühl doch so entgegengesetzt ist. Und dennoch darf das nicht zu sehr verwundern: Nicht erst seit Goethe übt der Süden auf die nordischen Künstler seine große inspirative Kraft aus und hat Werke zu Tage gefördert, die sonst nicht in dieser Form entstanden wären.

Erst mit Grieg erhielt die norwegische Musik innerhalb der europäischen Musik eine eigene Stimme. 200 Jahre lang hatte Norwegen zuvor unter dänischer Herrschaft gestanden. Mit dem Einsetzen politischer Unabhängigkeitsbestrebungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts aber erwachte langsam ein kulturelles Nationalbewusstsein. Persönlichkeiten wie der Geiger Ole Bull oder der Komponist Rikard Nordraak bemühten sich aus Kräften, eine tragfähige norwegische Musikkultur aufzubauen. Ihr wohltätiger Einfluss auf die jüngere Generation kam auch dem 1843 in der Küstenstadt Bergen geborenen Grieg zu Gute. Die guten Verbindungen seiner Förderer nach Deutschland verhalfen dem Sohn einer Pianistin 1858 zu einem Studienplatz in Leipzig. Dort war es auch, dass er Robert Schumanns Klavierkonzert mit Clara Schumann als Interpretin hörte. Grieg war davon derartig mitgerissen, dass er beschloss, etwas Ähnliches, „Gleichwertiges“ zu schreiben. Doch erst zehn Jahre später war sein eigenes Klavierkonzert in a-Moll op. 16 abgeschlossen. 1870, ein Jahr nach der Uraufführung, zeigte Grieg es während seines Romaufenthalts Franz Liszt und wie erstaunt war der scheue Komponist, als der Virtuose das Stück meisterlich vom Blatt spielte!

Heute gilt Griegs Klavierkonzert als ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Konzert Schumanns und jenen von Johannes Brahms. Griegs originelle Einfälle – darunter der berühmte Paukenwirbel am Anfang – verleihen dem Werk aber eine ganz eigene Note.